GALERIE DER ERINNERUNG
dokumentation

EntArteOpera

 

2016

verbotene klänge

EntArteOpera 2016
Projekt Wien 2016

THEMENSCHWERPUNKT Verfemte und Vergessene Komponistinnen


Kammerkonzert und Liederabend
Verbotene Klänge
Konzert mit Werken von Vitezslava Kaprálová, Charlotte Schlesinger, Henriette Bosmans und Vally Weigl
23.9. 19:30 - Konzerthaus Wien Schubertsaal


Gesang // Hermine Haselböck
Klavier // Clemens Zeilinger
Cello // Franz Bartolomey

Hermine Haselböck, Franz Bartolomey und Clemens Zeilinger entführen in die leidenschaftlichen und zugleich poetischen Klangwelten von vier außergewöhnlichen Komponistinnen, deren Musik als Rarität
und Entdeckung erklingt.


programm

Vally Weigl (1894-1982):
Toccatina, (Homage to Robert Schumann), für Klavier 1982

Charlotte Schlesinger (1909-1976):
Aus Fünf Gesänge 1931:
Wie hell das Licht mir scheinet
Es ziehen die Reihe lang
Was hör ich

Vítezslava Kaprálová (1915-1940):
Navzdy - Für Immer, op. 12, Lieder 1936/37
Navzdy (Jan Carek) - Cim je muj zal (Jan Carek) - Ruce (Jaroslav Seifert)

Vally Weigl (1894-1982):
Old-time Burlesque, für Violoncello und Klavier 1938

Bohuslav Martinu (1890-1959):
Koleda milostna - Liebesliedchen, H 259 1937

Vítezslava Kaprálová (1915-1940):
Koleda milostna - Liebesliedchen, op. 18 aus Seconds Nr. 7 1938

Vally Weigl (1894-1982):
Rain in summer, Lied, Text Henry Wadsworth Longfellow 1961
The elf and the Dormouse, Lied, Text Oliver Herford 1962
All day I hear the noice of waters, Lied, Text James Joyce 1951
Listen, Lied, Text Clara Fischer 1971

Vítezslava Kaprálová (1915-1940):
Deux Ritournelles pour Violoncello et Piano, op. 25 /1940

Vally Weigl (1894-1982):
Songs newly seen in the dusk. Lieder, Text Denise Levertow 1968
Living a life - Hymn to Eros - Who is at my window?

Henriëtte Bosmans (1895-1952):
Sonate für Violoncello und Klavier 1919
Allegro maestoso - Un poco allegretto - Adagio - Allegro molto e con fuoco
2 Lieder nach Gedichten von Heinrich Heine 1935
Im Morgenglanze ruht das Meer - Die heil´gen drei Könige aus dem Morgenland Chanson, Lied, Text Fernand Mazade
Complainte du Petit Cheval blanc, Lied, Text Paul Fort
Le diable dans le nuit, Lied, Text Paul Fort 1933


Vally Weigl
Vally Weigl kam 1894 in Wien zur Welt und zeigte früh musikalische Begabung. Sie wurde Schülerin des Komponisten Karl Weigl, den sie 1921 heiratete. 1938 flüchtete sie mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn in die USA. Vally Weigl begann, von wenigen frühen Ausnahmen wie der Old-time burlesque für Cello und Klavier abgesehen, erst nach dem Tod ihres Mannes (1949) regelmäßig zu komponieren, und zwar ausschließlich Kammermusik und Lieder. Viele ihrer Kompositionen sind geprägt von Weigls Naturverbundenheit und dem pazifistischen Engagement, das sie in den USA entwickelte. Außerdem war sie Vorreiterin auf dem Gebiet der Musiktherapie. Vally Weigl starb 1982 in New York.

Charlotte Schlesinger
Geboren 1909 in Berlin wurde die Hochbegabte mit 15 Schülerin von Franz Schreker in Berlin, danach wechselte sie zu Paul Hindemith. Sie galt als die größte Begabung unter den "Jungen". 1933 flüchtete sie vor den Nationalsozialisten zuerst für zwei Jahre nach Wien, 1935 in die Sowjetunion, 1937 nach Prag und schließlich 1938 über London in die USA, wo sie ihre neue Heimat fand und als engagierte Musikpädagogin Pionierarbeit leistete. Ihr Werk ist nahezu unaufgearbeitet und außer ihrer Doppelfuge für Klavier aus dem Jahr 1926 und fünf Liedern für Singstimme und Klavier, die einmal in Deutschland aufgeführt wurden, gab es bisher keine Aufführungen ihrer Werke. Schlesinger starb 1976 in London.

Vítezslava Kaprálová
Die 1915 in Brünn geborene, hochbegabte Tochter des Komponisten Václav Karál und der Sängerin Vítezslava Uhlirova war nach ersten Studien in Prag ab 1937 Schülerin von Bohuslav Martinu in Paris, mit dem sie nicht nur eine leidenschaftliche Beziehung hatte, sondern auch eine intensive musikalische Kommunikation pflegte: Sie komponierten gegenseitig für einander; unter anderem zwei auf diese Art entstandene Liebesliedchen zeugen von dieser musikalischen Liaison. In Paris gehörte Kaprálová einer Gruppe intellektueller Exil-Tschechen an, die sich gegen Hitler für die erste tschechische Republik engagierte. Dazu gehörten auch Bohuslav Martinu und Kaprálovás Ehemann Jirí Mucha (Sohn des Künstlers Alfons Mucha), den sie kurz vor ihrem Tod geheiratet hatte. Kaprálová starb 1940 mit nur 25 Jahren in Montpellier an Tuberkulose, wenige Tage nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Frankreich.

Henriëtte Bosmans
1895 in Amsterdam in eine Musikerfamilie geboren, begann sie ab 1914 zu komponieren u nd machte sich dadurch schnell einen Namen, nicht zuletzt mit der 1919 uraufgeführten, hochexpressiven Cellosonate. Bosmans Leben und Werk wurden emotional geprägt durch ihre Beziehungen: von 1922 bis 1929 zur Cellistin und Dirigentin Frieda Belinfante, von 1933 bis 1935 zu dem Geiger Francis Koene, mit dem sie sich verlobte. Koene war als Jude nach Holland geflohen. Bosmans bildete mit Koene ein Konzertduo und schrieb für ihn ihr Violinkonzert. Sein früher Tod, der Ausbruch des 2.Weltkrieges und das Berufsverbot, das sie als Jüdin ereilte hatte, waren eine schwere Last für Bosmans. Erst nach 1945 begann sie sich wieder schöpferisch zu entfalten und schrieb nun vor allem Lieder für ihre neue Inspiration, die Sängerin Noëmie Perugia. Ein enger Freund dieser Zeit war Benjamin Britten, der Bosmans Musik sehr schätzte. Bosmans starb nach schwerer Krankheit 1952 in Amsterdam.

Dr. Volkmar Putz


hermine haselböck

Hermine Haselböck Die österreichische Mezzosopranistin Hermine Haselböck ist international in Lied, Konzert und Oper tätig und hat sich einen Namen als Interpretin des deutschen Liedes und der deutschsprachigen Oper gemacht. Ihre beiden Solo CDs mit Liedern von Alexander Zemlinsky und Gustav Mahler (Bridge Records) sind preisgekrönt. Zuletzt trat sie erfolgreich als Brangäne (Wagner: Tristan und Isolde) und als Fricka (Wagner: Das Rheingold und Die Walküre) bei den Tiroler Festspielen, in Peking und Shanghai auf. Ihre Zusammenarbeit mit Dirigenten wie de Billy, Harnoncourt, Kuhn, Luisi, Petrenko und Thielemann führte sie u.a. an die Wiener Volksoper, Theater an der Wien, Oper Graz, Festspiele Baden-Baden, Carnegie Hall NY, Frauenkirche Dresden, Philharmonie am Gasteig, Gewandhaus Leipzig, Wiener Musikverein. Homepage: www.hermine-haselboeck.com


clemens zeilinger

Clemens Zeilinger Clemens Zeilinger, in Wien geboren, studierte zunächst am Brucknerkonservatorium Linz, später an der Universität für Musik Wien. Konzerte führten ihn durch ganz Europa, in die USA, nach Japan, Korea, Marokko, in den Iran und in den Oman. Als Solist arbeitete er mit vielen renommierten Orchestern zusammen, darunter das Niederösterreichische Tonkünstler Orchester, das Brucknerorchester Linz, das Mozarteum Orchester Salzburg, The Orchestra of the Royal Academy London, die Zagreber Philharmoniker und die Südböhmische Philharmonie. Einen großen Teil seiner künstlerischen Tätigkeit widmet der Pianist der Kammermusik und der Liedbegleitung. Clemens Zeilinger unterrichtet an der Universität für Musik in Wien und an der Anton-Bruckner-Universität Linz. 2011 und 2012 war er "Artist in Residence" des Brucknerhauses Linz. Homepage: www.clemenszeilinger.com


franz bartolomey

Franz Bartolomey Franz Bartolomey ist Mitglied der Wiener Philharmoniker, Mitglied der Hofmusikkapelle in Wien und verschiedener Kammermusikvereinigungen. Schon seit frühester Jugend prägt eine intensive internationale Konzerttätigkeit als Solist und Kammermusiker die musikalische Biographie des Cellisten. Franz Bartolomey ist Preisträger der internationalen Violoncello Wettbewerbe von Budapest, Moskau und Wien. Als Solist spielte er unter Leonard Bernstein, Daniel Barenboim, Sir André Previn, Mariss Jansons, Sir Simon Rattle und Sir Roger Norrington u.a., als Kammermusikpartner arbeitet er u. a. mit Sir André Previn, Sir Simon Rattle, Oleg Maisenberg, Helmut Deutsch, Ernst Kovacic, Rudolf Buchbinder, Julian Rachlin, Mischa Maisky, Barbara Bonney, Kathleen Battle, Jessye Norman und Thomas Hampson zusammen. Er spielt ein Violoncello von Jean Baptiste Vuillaume, Paris um 1860. Homepage: www.franzbartolomey.at